Abschrift: Darmstädter Echo, Oktober  2007

Rätsel verheißen Magie

Ausstellung - Darmstädter Foyer-Galerie zeigt Arbeiten zum Thema „Rückseite des Mondes”

VON ANJA TRIESCHMANN

DARMSTADT. Wie sieht der Mond von hinten aus? Wie eine blaue Sandwüste, auf der Schafe grasen oder wie ein Computerhirn, dem Leuchtdioden zwischen den Stirnhöhlen flimmern? Zwei kreisrunde Fantasien hat sich Eberhard Malwitz zur „Rückseite des Mondes” einfallen lassen. So wörtlich nimmt er das Thema in der Darmstädter Foyer-Galerie, dass er ein Gleichnis dazugedichtet hat: über die Träumer und die Macher, die den Mond begehen und das vorfinden, was sie erwartet haben.

Es ist dies die erste von sechs Kunstpräsentationen des Bundesverbandes Bildender Künstler, die zwei Monate im Rahmen einer bundesweiten Ausstellungsreihe in und um Darmstadt zu sehen sein werden. Die Fantasie ankurbeln und sich auf Unbekanntes einlassen, dazu fordert der Untertitel der Schau „Der Zauber des Unbekannten” auf. Die meisten Exponate tun das: Rätsel aufgeben. Verlockend zum Erkunden ist der aufklappbare Schrein, den Michaela Schrabeck mit Hochglanzbildern beklebt, bemalt und bezeichnet hat. Zwei Welten, eine innen, eine außen, die man wie ein Puzzle auseinandernehmen und anders zusammensetzen kann.

Unergründlich gibt sich dagegen die Malerei von Vera Fles-Schönegge: Wie vorsintflutliche Ödnis wirken die mit Farbe schlickartig beschichteten Großformate, in die sich der Betrachterblick geduldig einbohren muss, um das abstrakte Gespinst der Farbverläufe zu entwirren. Erkunden ist gut - aber verzaubern wäre besser.

Immerhin verspricht der Titel der Ausstellung eine Art magisches Erleben. Doch dazu fehlt es einigen der Exponate entweder an gestalterischer Innovation oder an handwerklicher Brillanz. Dass oft schon eine pfiffige Idee ausreicht, um Sehgewohnheiten zu überraschen, das zeigen die Arbeiten von Doris Schäfer. Die Ästhetik, die von schnöden Emaille-Schildchen ausgeht, wenn sie auf ihre rostigen Rückseiten gedreht werden, verdankt sich nicht dem Eingriff der Künstlerin, sondern den Zeichenspuren der Verwitterung.

WANN UND WO

Bis 2. November in der Darmstädter Foyer-Galerie, Frankfurter Straße 71 : werktags von 8 bis 17 Uhr.